Große Verletzungsgefahr bei Igeln und anderen Gartentieren

Bayerns Igel leben gefährlich. Selbst in unseren Gärten sind sie nicht mehr sicher. Ihre übermächtigen Gegner: Motorisierte Gartenwerkzeuge wie Mähroboter, Motorsensen und Freischneider. Regelmäßig werden Igel und andere Tiere durch die Geräte verletzt. Gleichzeitig vermindern besonders Mähroboter die Entwicklung von Artenvielfalt im Garten, indem sie den gepflegten „englischen Rasen“ fördern.

 

Die in Gärten immer häufiger eingesetzten Rasenmähroboter stellen eine erhebliche Verletzungsgefahr für Igel dar. Hinzu kommt, dass die Geräte beim Einsatz, insbesondere in der Nacht, auch viele weitere Gartentiere wie Blindschleichen, Amphibien und Insekten töten. Da die Bedienungsanleitung der Hersteller darauf hinweist, dass das Gerät nicht unbeaufsichtigt im Beisein von Kindern und Haustieren arbeiten darf, lassen die meisten Besitzer ihren Mähroboter nachts laufen. „Dies kann jedoch tödlich für Igel und viele andere nachtaktive Tiere ausgehen“, so Markus Bachmann, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Das zeigt auch die Nachfrage des LBV bei vielen Igelstationen, deren Zulauf stark verletzter Tiere durch elektrische Gartengeräte parallel zu den Verkaufszahlen der Mähroboter angestiegen ist. „Da Igel bei Gefahr nicht fliehen, sondern sich zusammenrollen, sind sie besonders gefährdet“, erklärt Markus Bachmann.

 

Darüber hinaus entziehen die Mähroboter dem Igel zusätzlich seine Nahrungsgrundlagen. So ist er auch noch gezwungen, längere und gefährlichere Wege auf der Suche nach Nahrung zurückzulegen oder er kann sich nicht genügend Fettreserven für seinen Winterschlaf anfressen. Anstatt diesen Teufelskreislauf mit Mährobotern zu befeuern, sollte jeder Gartenbesitzer lieber auf Artenreichtum achten und auf die elektrischen Helfer verzichten“, fordert LBV Kreisvorsitzende Markus Bachmann auf.

 

In einem Test der Stiftung Warentest überfährt und schreddert ein Mähroboter problemlos einen Apfel. Ein kleiner Igel ist zusammengerollt auch nicht größer als ein Apfel! Die Geräte können auch Igel skalpieren und kleine Tiere ganz überrollen und zerhäckseln. Bei der Anzahl verletzter und getöteter Tiere ist von einer bedeutenden Dunkelziffer auszugehen, denn viele angemähte Tiere - insbesondere die, die an den Folgen schnell versterben oder schon beim Kontakt mit dem Gerät zu Tode kommen - werden nicht gemeldet. Auch kann man sich nie sicher sein, dass der eigene Rasenroboter noch keine Igel verletzt hat. Denn: Viele Wildtiere ziehen sich bei Verletzungen still in Dickicht und Hecken zurück und verenden dort unbemerkt.

 

Mehr zum Testbericht der Stiftung Warentest finden Sie unter

 

https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/was-gar-nicht-geht/rasenroboter/

 

Vielfalt im Garten, so einfach geht's

 

Gartenbesitzer, die sich mit der Idee anfreunden, Blumen und Wildwuchs in Rasen oder Wiese Platz zu geben, können damit viel für die Artenvielfalt tun. Dazu sollte man so selten wie möglich mähen, damit sich die Blüten zwischen den Mäheinheiten voll entwickeln und zumindest teilweise verblühen und aussamen können. Denn auf einem blühenden Rasen finden Insekten und damit auch Vögel, Igel und andere Wirbeltiere Nahrung. Auch die Gartenbesitzer können sich freuen: Ein solcher Rasen macht deutlich weniger Arbeit und benötigt weder Gift noch Düngung.

 

Eine Anleitung, um gezielt Blühflächen anzulegen, finden Sie unter:

 

https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/bunte-blumen-f%C3%BCr-viele-sommer/

 

Um einen besseren Eindruck von der Zahl der verletzten Tiere zu erhalten, bittet der LBV alle Igelfreunde durch Mähroboter oder Freischneider verletzte Igel und andere Tiere per E-Mail an igel@lbv.de zu melden.

 

Naturnaher Garten  Foto: Thomas Staab, LBV-Bildarchiv
Naturnaher Garten Foto: Thomas Staab, LBV-Bildarchiv

Igel gefunden - Hilfe für den Igel

 

Im Spätherbst können wieder vermehrt Igel beobachtet werden. Oft stellt man sich die Frage, braucht das Tier meine Hilfe? Die LBV-Kreisgruppe Ansbach und das Tierheim Ansbach klären auf und geben Tipps wie die stacheligen Gartenbewohner unterstützt werden können.

 

Igel sind Wildtiere und durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Die Aufnahme eines Igels ist nur ausnahmsweise bei verletzten oder kranken Tieren erlaubt - danach müssen sie unverzüglich wieder freigelassen werden. Hilfe brauchen vor allem junge Igel die tagsüber verwaist gefunden werden, offensichtlich verletzte Igel, kranke, von Parasiten oder Eiern befallene Igel und Igel die nach Wintereinbruch aktiv sind und abgemagert. Alle anderen Tiere sollten in Ruhe gelassen werden. Einen abgemagerten Igel erkennt man an eingefallenen Flanken und Dellen hinter den Ohren. Kranke Igel torkeln tagsüber herum oder liegen apathisch auf der Seite, die Igel rollen sich nicht mehr ein.

 

Ein Entnehmen der Igel aus der Natur bei noch milder Witterung ist nicht nötig. Unterstützende Maßnahmen, wie Unterschlupfmöglichkeiten im Garten und eine Zufütterung mit Katzenfutter vermengt mit Haferflocken oder Weizenkleie, Rühreier oder ungewürztes gekochtes Hackfleisch oder Geflügel, sind ausreichend. Niemals Obst, Gemüse und Milch füttern!

Igelpfleglinge Foto: Dieter Hopf
Igelpfleglinge Foto: Dieter Hopf
Igel auf Waage  Foto: Peter Bria
Igel auf Waage Foto: Peter Bria

Falls Sie einen hilfsbedürftigen Igel finden, finden Sie unter www.igel-in-bayern.de alle notwendigen Informationen. Wichtig ist den Igel zu wiegen, sollte er krank oder verletzt sein oder seit mehreren Tagen trotz Pflege nicht zunehmen, kontaktieren Sie bitte einen Tierarzt oder die nächstgelegene Igelpflegestation (in Ansbach z.B. das Tierheim). Sichtbare Parasiten sollten mittels Pinzette entfernt werden, unterkühlte Tiere mit handwarmen Wärmeflaschen aufgewärmt werden. Geben Sie dem Igel zu fressen (siehe oben) und stellen Sie ein Schälchen mit Wasser bereit. Hat der Igel etwas mehr als sein Mindestgewicht - junge Igel 500 Gramm, Erwachsene Tiere 800 Gramm - erreicht, entlassen Sie ihn bitte wieder in die freie Natur.

 

Wer Igel am eigenen Grundstück unterstützen möchte, sollte Laub liegen lassen, da Igel dieses zum Nestbau benutzen. Igelhäuser werden sehr gut angenommen, das Haus sollte mit Laub gefüllt werden, und mit Laub und Reisig abgedeckt werden. Derzeit sollte besonders darauf geachtet werden, dass Kellerabgänge und Lichtschächte keine Igelfallen werden und entsprechend gesichert werden.

 

 

Alle Infos wie Sie gefundenen Igeln helfen und ihren Lebensraum/ Ihren Garten optimieren können, finden Sie auf unserer Homepage: https://www.igel-in-bayern.de/.

 

Hilfe erhalten Sie auch bei der LBV-Kreisgruppe Ansbach unter ansbach@lbv.de oder telefonisch immer donnerstags von 16:00 – 18:00 Uhr unter 0981/ 7222 und im Tierheim Ansbach, Tel. 0981/ 62170.