Im letzten Mitgliedermagazin berichtete ich über “den starken Aufwind” bei den Weißstörchen. Auch im Jahr 2022 hielt dieser Trend unvermindert an.
Es zeigt sich, dass immer mehr Störche nur noch wegen winterlichen Nahrungsengpässen in den Mittelmeerraum ausweichen oder gar bei uns überwintern. Das hat zur Folge, dass das Brutgeschehen schon Ende Februar beginnt und die letzten Rückkehrer bis Ende April bei uns eintreffen. Der gute Bruterfolg, der mittlerweile mehr als 1000 bayerischen Brutpaaren, bringt die fortpflanzungsfähigen Altstörche in die Not, immer neue Horststandorte zu finden.
Im Landkreis Ansbach haben sich richtige “Hotspots” entwickelt (Aurach, Herrieden, Ornbau, Merkendorf, Dinkelsbühl). An diesen Orten kommt es vermehrt zu spontanen Neuansiedlungen. An den Hotspots gibt es häufig Nachbarschaftsstreitigkeiten und Störungen beim Horstbau. Viele Ansiedlungsversuche bleiben deshalb ohne Erfolg. Diese finden oft an Stellen statt, wo sie nur schwer geduldet werden können (Heizkamine).
Wir mussten die Erfahrung machen, dass hier oft ohne eine Genehmigung der Naturschutzbehörden Weißstorchhorste entfernt wurden/ werden.
Sollten Neuansiedlungen Probleme bereiten, ist immer die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Ansbach oder das Umweltamt der Stadt Ansbach zu informieren. Die Behörden werden dann ggf. unter Einbindung der höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken Lösungen finden.
Im Jahr 2022 kam es zu weiteren 19 Neuansiedlungen im Gebiet des Landkreises und der Stadt Ansbach. Von 126 vorhandenen Storchenhorsten waren 114 besetzt.
Hotspots |
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Aurach |
11 |
Herrieden |
14 |
Ornbau |
7 |
Merkendorf |
10 |
Dinkelsbühl |
12 |
Insgesamt flogen letztes Jahr 232 Jungvögel aus. Es gab jedoch auch 34 erfolglose Bruten. Die Spitzenreiter waren die Paare in Sommersdorf und Sachsbach bei Bechhofen mit 5 Jungvögeln. Leider ist in Sachsbach ein Jungvogel verschwunden.
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Horstpaare |
ohne Bruterfolg |
34 |
1 Jungvogel |
17 |
2 Jungvögel |
29 |
3 Jungvögel |
28 |
4 Jungvögel |
14 |
5 Jungvögel |
2 |
Jungvögel gesamt |
232 |
Es ist nicht mehr zu schaffen, alle Jungvögel zu beringen. Wesentliche Erkenntnisse über Verbleib und Zugverhalten liefern mittlerweile Störche, die mit GPS-Trackern (siehe Bild) ausgestattet sind. Mein besonderer Dank gilt hier Thomas Ziegler aus Feuchtwangen und Willi Oberndörfer aus Neuendettelsau.
Die Betreuung der Storchenhorste in der großen Landkreisfläche verschlingt mittlerweile sehr viel Zeit und ist von einzelnen Personen nicht mehr zu bewerkstelligen.
Aus diesem Grund möchten wir unsere Betreuungs-Mann-/Frauschaft erweitern, um einen präziseren und schnelleren Überblick zu erhalten.
Ich habe schon verschiedene Zusagen von interessierten Storchenfreunden. Weitere Unterstützer*innen sind herzlich willkommen. Für das Winterhalbjahr 2022/23 werden wir für unsere Unterstützer*innen eine Qualifizierungsrunde anbieten. Später hinzukommende Interessent*innen werden wir ebenfalls gut in die Aufgaben einweisen (z.B. Feststellen der überwinternden Störche, Ankunftskontrolle, Brutbeginn, ggf. Ablesen von Ringnummern, Feststellen von Neuansiedlungen, Vermittlerrolle bei Problemen).
Sollten Sie die Neuanlage eines Storchenhorstes beobachten, bitten wir um Mitteilung (E-Mail www.ansbach@lbv.de oder Tel.: 0981-7222).
Die Daten werden von uns in das bundesweite Weißstorcherfassungs-Portal eingepflegt.
Das Portal ist für Interessierte öffentlich zugängig.
Es können Gebietskarten mit den Storchenhorsten und den Bruterfolgen abgerufen werden.
https://www.lbv.de/naturschutz/artenschutz/voegel/weissstorch/storchenkarte/
Interesse? Melden Sie sich bei uns per E-Mail www.ansbach@lbv.de oder Tel.: 0981 7222.
Reichenbach – Die Montage einer sicheren Nistplattform für die Störche bringt das Verbot der Störung an Nestern von geschützten Vogelarten und der Nutzung des Kamines in Einklang.
Betreiber, Naturschutzbehörde und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) fanden eine Lösung.
Der Kamin der alten Molkerei in Reichenbach wurde im Jahr 2018 von einem Weißstorchpaar ausgewählt, ein Nest darauf zu bauen und erfolgreich zu brüten.
Da der Kamin Bestandteil der Heizungsanlage der dort angesiedelten Autohandlung ist, wurde das Nest im Herbst abgetragen, um einen störungsfreien Betrieb der Heizung zu gewährleisten.
Im Jahr 2019 wiederholte sich das ganze Geschehen.
Jörg Groß, vom LBV erkannte den Konflikt und suchte eine Lösung.
Zusammen mit der Höheren Naturschutzbehörde, der Fima Coric Autohandel, dem Storchenspezialisten Thomas Ziegler aus Feuchtwangen und dem LBV wurde eine dauerhafte Lösung gesucht und gefunden.
Noch vor Beginn der Brutphase der Weißstörche in Jahr 2020 wird auf dem Kamin eine Nistplattform angebracht, die einen sicheren Nistplatz bietet und die Funktion des Kamins nicht beeinträchtigt.
Die Firma Coric hat sich bereit erklärt, die Kosten für die Plattform zu übernehmen. Der LBV organisierte die Nistplattform und mit dem Bürgermeister der Stadt Feuchtwangen konnte verabredet werden, dass die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Feuchtwangen zur Montage zum Einsatz kommen kann.
Am vergangenen Samstag rückten der Kreisbrandinspektor Herrn Holger Frohwieser mit der Drehleiter der Feuerwehr Feuchtwangen, der Plattformkonstrukteur, Herr Thomas Stahl vom LBV Bamberg und Jörg Groß vom LBV Ansbach an, um die neue Nistplattform zu montieren.
Alle Beteiligten sehen dem Brutjahr 2020 jetzt entspannt entgegen.